2023

Es ist das Jahr 2023: 120 Jahre Musikverein Kirchentellinsfurt. Das muss gefeiert werden!  Gemeinsam mit unserem Dirigenten Patrick Maisch, der seit September 2022 am Dirigierpult steht, haben wir bereits ein Benefiz-Kinderkonzert, den Neujahrsempfang sowie unser Jubliäumskonzert gespielt. Heute laden wir euch hier ein, mit uns auf Zeitreise in die Vergangenheit unseres Vereins zu gehen.

Im Jahr 2000 wurde nach langem Suchen ein neuer Vorstand gefunden: Kurt Härle, der schon 18 Jahre als Dirigent, als Ehrendirigent, als Jugenddirigent und als Dirigent der Veteranenkapelle Aussergewöhnliches für den Verein geleistet hat. Unter seiner Führung wurde die Jugendausbildung in Zusammenarbeit mit der inzwischen neugegründeten Musikschule Kirchentellinsfurt weitergeführt. Das gemeinsame Jugendorchester „Musimus“ (Musikverein – Musikschule) wird nun geleitet von dem Musiklehrer Klaus Hohlocher, der seine musikalischen Wurzeln ebenfalls in einem Musikverein hat. Nach längerer Pause ging’s im Jahr 2000 wieder in die Obersteiermark zum 130-jährigen Jubiläum der Musikapelle St. Stefan. Musiker aus St Stefan haben den Kontakt wieder aufgefrischt. 40 Jahre Freundschaft mit der Musikkapelle Lengmoos wurden im Jahr 2000 bei einem Südtiroler Wochenende in der Gemeindehalle Kirchentellinsfurt gefeiert, mit dem Wunsch, dass diese Freundschaft auch in Zukunft bestehen bleibt. Im Jahr darauf fuhr die Kapelle nach Südtirol auf den Ritten um bei der Einweihung des neuen Musikerheims der Musikkapelle Lengmoos mitzuwirken.

Das Jahr 1991 hat für den Verein eine besondere Bedeutung erlangt, da in diesem Jahr ein Dirigentenwechsel stattgefunden hat. Der bisherige Vizedirigent Jürgen Holtz hat über einen Zeitraum von 10 Monaten das Amt des Dirigenten ausgeübt und somit den Fortbestand der Proben garantiert, bis dann zum Jahresende der neue Dirigent Gerhard Reb gefunden wurde. Die 1992 begonnnene Jugendarbeit hat hervorragende Früchte getragen. Die Zahl der in Ausbildung befindlichen Kindern hat sich vergrössert und ein Teil dieser Kinder sind zwischenzeitlich im neugegründeten Jugendorchester zusammengeschlossen. Erfreulicherweise hat der zum Ehrendirigenten ernannte Kurt Härle die Leitung des Jugendorchesters übernommen. 1996 wurde Günther Früh zum Vorstand gewählt und führte den Verein imSinne seiner Vorgänger weiter. Im selben Jahr fuhr die Kapelle nach Blankenheim in Sachsen-Anhalt zu einem Besuch beim dortigen Spielmannszug. Im Jubiläumsjahr 1998 zählte die Kapelle 31 aktive Musikerinnen und Musiker. Das Jugendorchester besteht aus 17 Jugendlichen, ausserdem werden 51 Zöglinge von externen Musiklehrern ausgebildet. Das 90-jährige Jubiläum wurde mit einem Zeltfest im Faulbaum begangen, wieder einmal hat die Musikkapelle Lengmoos-Klobenstein mit ihrer hervorragenden Musik alle Anwesenden begeistert. Zu diesem Fest kam die Idee auf, ehemalige Musiker der Kapelle zusammenzutrommeln und eine „Veteranenkapelle“ zu gründen. Männer, die zum Teil über 30 Jahre kein Blasinstrument in der Hand hatten, waren - und sind zum Teil auch noch heute – mit Begeisterung dabei und übten fleissig unter der musikalischen Leitung des früheren Dirigenten Helmut Raidt „Blasmusik aus der guten alten Zeit“. Leider konnte Helmut Raidt aus gesundheitlichen Gründen beim Fest nicht anwesend sein, deshalb übernahm Kurt Härle die Leitung.

1986 übernahm Hans-Peter Heinzel als Vorsitzender die Vereinsleitung des Musikvereins, 1988 wurde mit einem 3-tägigen Fest das 80-jährige Jubiläum gefeiert, wobei nach langer Pause wieder einmal die Musikfreunde aus Egg/Schweiz zu Gast waren. In der Ära H.P. Heinzel ist als markanter Höhepunkt ein weiterer Auslandskontakt zu verzeichnen. 1989 konnte nach langer Vorbereitung ein Besuch bei einer Kapelle „Vesela Sedma“ in der damaligen Tschechoslowakei unternommen werden, bei dem auch, als Vertreter der Gemeinde Bürgermeister Knauss teilnahm. Der Jugendarbeit wurde nun eine besondere Priorität eingeräumt. Neben dem Jugendleiter wurden erfahrene Musiklehrer für die Ausbildung der Jugendlichen bereitgestellt und so ist es im Jahr 1992 schliesslich gelungen, die Jugendausbildung auf neue Beine zu stellen und mit zunächst 27 Kindern und Jugendlichen eine Musikschule zu gründen, mit dem Ziel, die Kinder alsbald in einem noch zu gründenden Jugendorchester zusammenzuschließen.

Einen großen Sprung nach vorn schaffte der Verein 1957 als mit der Musikkapelle aus Egg/Schweiz zum ersten Mal eine ausländische Kapelle in Kirchentellinsfurt zu Gast war. Der Verein, bisher nur am Ort und im Bezirk bekannt, wurde weltoffen und erwarb sich Freunde weit über seine heimatlichen Grenzen hinaus. Vorstand Karl Heusel war es, der zusammen mit Dirigent Hehmut Raidt ganz systematisch Verbindung zu ausländischen Musikfreunden aufnahm, um so einen kleinen Beitrag zum Brückenschlag der Völker über die Grenzen hinweg zu leisten. 1961 wurde auf Vermittlung von Heinz Rieber, der öfters seinen Urlaub auf dem Ritten in Südtirol verbrachte, die Musikkapelle Lengmoos-Klobenstein nach Kirchentellinsfurt eingeladen. Das war der Beginn einer bis heute währenden Freundschaft mit den Musikern aus Südtirol. Bei zahlreichen gegenseitigen Besuchen der beiden Kapellen wurden viele private Kontakte geknüpft. Zum Bezirksmusikfest des BezirksNeckaralb im deutschen Volksmusikerbund, das der Musikverein 1962 durchführte, war die Musikkapelle aus St.Stefan-Kaisersberg in der Obersteiermark/Österreich zu Gast. Im Jahr darauf fuhr die Kapelle zum ersten Gegenbesuch nach St. Stefan.

Wieder zerstörte ein Weltkrieg die hoffnungsvolle Arbeit der Vereins. Ab 1940 konnten die Musiker nur noch in kleinen häuslichen Kreisen ihre Instrumente erklingen lassen. Mancher Musikkamerad kehrte nicht mehr aus dem Krieg zurück. Dank der tatkräftigen Vorarbeit von Ernst Ebinger, der zusammen mit Christian Thoni, Karl Fischer und Gottlob Hornung die Genehmigung eines Wiederbeginns bei der Militärregierung durchsetzte, konnte der Verein 1945 als einer der ersten des Bezirks seine Arbeit wieder aufnehmen. Noch einmal setzte sich der betagte Johannes Hepper als Dirigent für den Verein ein. Die grösste Sorge war das Fehlen von Instrumenten. So musste die 1. ordentliche Hauptversammlung 1947 mit einem Lied eröffnet werden. Doch auch hier fand man einen Weg aus der Not. Die Musiker gründeten eine Theatergruppe, um mit dem erspielten Erlös Instrumente anzuschaffen. Mit ihrem “Drama in der Schmiede” schafften sie es dann auch, sie spielten auch mit grossem Erfolg in den Nachbarorten. Es blieb sogar noch Geld übrig, so dass 1950 eine neue Uniform angeschafft werden konnte. In den folgenden Jahren festigte sich der Verein und erreichte bald wieder das Vorkriegsniveau.

Dank des tüchtigen Kapellmeisters Johannes Hepper konnte die Kapelle schon sehr bald Erfolge feiern. Im Jahr 1906 spendierte Eugen Raiser zu den Geburstagsfeiern des Königs die erste Uniform, der dafür zum Ehrenmitglied ernannt wurde. Der erste Weltkrieg zerstörte die Früchte der Arbeit aber schnell wieder. Nach dem Krieg machten sich die Musiker wieder an die Arbeit, aber erst am 26.Dezember 1924 konnte die neue Satzung verabschiedet werden und neue Instrumente in Empfang genommen werden. Die Freude darüber war so gross, dass die Musiker noch am selben Tag ein Platzkonzert gaben, das von der Kirchentellinsfurter Bevölkerung stürmisch gefeiert wurde. Der Verdienst um den Wiederaufbau gebührt besonders dem Dirigenten Johannes Hepper, der sich unermüdlich für den Verein einsetzte. Mit beispielhaftem Treue wurden die Proben besucht und auch zuhause fleissig geübt, so dass sich schon bald die ersten Erfolge einstellten. Beim Musikfest in Kuppingen 1926 errang die Kapelle einen 1a Preis. Mit zahlreichen Konzerten und Musikfesten trat der Verein an die Öffentlichkeit. 1932 wurde eine einheitliche Kleidung angeschafft. Die Marineuniform sollte in erster Linie die Zusammengehörigkeit der Musikkameraden unterstreichen. 1935 feierte der Verein sein 10-jähriges Neugründungsjubiläum im Rahmen des 1. Volksmusiktages mit Wertungsspiel.

Jüngste Nachforschungen ergaben, dass bereits um 1900 eine Musikkapelle in Kirchentellinsfurt existiert hat. Im August 1903 wurde dann der Musikverein zur Unterstützung dieser Kapelle gegründet. Im Jahr 1906 erhielt die Kapelle ihre erste Uniform, die von dem Mitglied Eugen Raiser gestiftete wurde.

Bis zum Jahr 2001 war beim Musikverein Kirchentellinsfurt die Welt noch in Ordnung. Das Gründungsjahr des Vereins war 1908 und so wurde 1968 das 60-jährige, 1983 das 75-jährige, 1988 das 80-jährige und 1998 das 90-jährige Jubiläum gefeiert. Dann aber hat der Kirchentellinsfurter Historiker Dr. Peter Mayer beim Stöbern im Archiv des Schwäbischen Tagblatts diesen Bericht vom 20. März 1905 gefunden: